Mit seinem neuesten LED-Objekt „Demeter“ erinnert der Licht-Künstler Karol Hurec an das göttliche Geschenk von Natur und Leben - und kritisiert gleichzeitig deren Missbrauch und Zerstörung. Die Arbeit ist jetzt im Kronacher Kunstverein zu sehen.Das Sternbild Virgo liegt am Südhimmel. Der lateinische Name steht für „Jungfrau“. Der Hauptstern von Virgo ist Spica (Lat.: Kornähre). Er ist einer der hellsten Sterne am Nach Himmel. Der Sage nach stellt die ausgedehnte Himmelsfigur Demeter dar, die griechische Göttin der Fruchtbarkeit, zuständig für den Kreislauf von Geburt und Tod sowie den jahreszeitlichen Ablauf von Saat und Ernte. Der Göttin aus der griechischen Mythologie widmet der Kronacher LED-Künstler Karol Hurec seine aktuelle Arbeit. „Demeter“ ist ein positiver Appell gegen die beiden größten Katastrophen unserer Zeit: Krieg und Umweltzerstörung. Mit „Demeter“ hat Hurec, mit den Mitteln der Gegenwartskunst, das Siegel für eine universelle Übereinkunft geschaffen, die verspricht, diese „göttlichen Gaben“ zu schützen.„Im September 2021 habe ich angefangen, Lichtobjekte zum Thema ‚Naturzerstörung‘ unter den Arbeitstitel ‚Demeter‘ zu stellen. Seinerzeit berichteten die Nachrichten über brennende Wälder in Australien, in Kalifornien, Sibirien… Jetzt brennt die Ukraine“, erläutert der Künstler. „Menschen verbrennen, verhungern, verdursten, erfrieren. Ich möchte dazu keine schockierenden Bilder zeigen. Nichts zeigen, was wir ohnehin schon wissen. Aber ich möchte mit meinen Lichtobjekten ein Nachdenken provozieren und zu einer ernsthaften Auseinandersetzung anregen; zu einer vernünftigen Betrachtung, in einer klaren Form und Ästhetik.“
Zu sehen ist das drei mal drei Meter große Lichtobjekt im Glaskubus des Kronacher Kunstvereins. In den Abendstunden können es Passanten bereits von der Straße aus betrachten: Ein grüner LED-Doppelring ist das prägende Element der Arbeit. Er symbolisiert mütterlichen Schutz, reiche Fülle und gesunde Natur. Und er steht für Demeter: eine Göttin, Mutter, Frau, die sich um ihre Kinder sorgt. Der leuchtend grüne Ring umschließt die für Hurec’ Objekte typischen, mittig platzierten roten „Doppel-X“. Ob er damit den Code für das weibliche Chromosom „XX“ meint, oder ob er dem Sog einer binären Weltformel (x=xn) folgt, die die digitale Welt des „Alles und Nichts“, der Nullen und Einser, erklärt - das bleibt offen. Flankiert wird der grüne Ring im äußeren Bereich von rotblitzenden Leuchtpunkten. Darunter eine blaue Lichtlinie: ein Zeichen für Hoffnung.Hoffnung, die auch in der Mythologie rund um Demeter eine tragende Rolle spielt. Ihre Tochter Persephone war von Zeus dem Gott der Unterwelt, Hades, versprochen worden. Der entführte sie. Demeter suchte überall vergebens nach ihrer Tochter. In großer Trauer vernachlässigte sie ihre Aufgaben. Die Pflanzen verdorrten und die Bäume trugen keine Früchte mehr. Schließlich erfuhr sie vom Schicksal Persephones und verlangte ihre Freilassung. Doch diese hatte in der Unterwelt schon etwas gegessen, wodurch ein dauerhaftes Lösen von Hades nicht mehr möglich war. Die Antwort auf das Problem war ein Kompromiss: Persephone sollte fortan abwechselnd ein halbes Jahr bei Hades in der Unterwelt und ein halbes Jahr bei ihrer Mutter im Olymp verbringen. Und so entstanden die Jahreszeiten: Wenn Demeter ihre Tochter vermisst, ist die Jungfrau nicht zu sehen. Das ist im Herbst und Winter der Fall, wenn die Natur still steht. Ist aber Persephone bei ihr, dann leuchtet sie am Himmel und sorgt im Frühling und Sommer für Wachstum und reiche Ernten.Karol Hurec: „Hoffnung ist ja auch das tragende Element in der christlichen Oster-Botschaft. Deswegen war es mir wichtig, dieses Lichtobjekt in diesen Tagen, rund um Ostern, erstmals in Kronach vorzustellen.“Mit „Demeter“ setzt Karol Hurec seine künstlerische Auseinandersetzung mit Astronomie, Religion und Philosophie fort, die er bereits in seinem Zyklus „Big Bang Spirit“ begonnen hat. Er verknüpft sie mit seiner Wahrnehmung von Weiblichkeit und Stärke, wie er sie in seiner Serie „Hommage an Mileva Marić“ zum Ausdruck gebracht hat. Die Kunst von Karol Hurec ist sein Weg, die Welt zu verstehen und Dinge sichtbar zu machen, ins rechte Licht zu rücken, im besten Fall den Funken der Erkenntnis zu entfachen. Seine Malerei, seine Objekte und Installationen haben dabei immer eine tiefe Botschaft. Mal sind es gesellschaftskritische Statements gegen Gender-Ungerechtigkeit, mal gegen Militarismus, Ausbeutung und Atomwirtschaft. Immer wieder sucht er nach dem Ursprung der Welt - mal im kleinsten Atom, mal in den Sternen - versucht Licht und Schatten, das alles und das Nichts zu verstehen und sichtbar zu machen.
Vor 36 Jahren, als Absolvent der Akademie der Bildenden Künste in München, malte er das „Nichts“ mit weißer Farbe auf weißem Papier. Heute beschäftigt er sich mit dem „Alles“, dem großen Ganzen, das er in seinen LED-Objekten chiffriert. Mit dem für ihn typischen, ästhetischen Minimalismus erfindet Hurec eine künstlerische Bildsprache für die Theorien einer immer komplexer werdenden Welt. En passant schafft er aber auch Kunst, die ganz einfach schön anzusehen ist. Eine Kunst, die das Auge verführt; faszinierende Lichtspektakel auf monochrom gehaltenen Flächen.
„Demeter“
LED-ART- Objekt von Karol Hurec.
Ab Sonntag, den 10.April 2022, im Glaskubus des Kronacher Kunstvereins.